Frugalismus: Darum leben Menschen Frugal


Frühzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden, vorzeitig in Rente gehen und ein vollkommen unabhängiges Leben führen: Ein ambitioniertes Ziel, das immer mehr Menschen anstreben. Sie folgen dem Konzept des Frugalismus und befürworten einen bewussten Konsum sowie gezielten Verzicht.

Frugalisten legen einen erheblichen Teil ihres Einkommens zurück: Laut Statistischem Bundesamt beträgt die durchschnittliche Sparquote aller privaten Haushalte in Deutschland etwa 10% pro Jahr. Frugalismus-Anhänger liegen mit 30% bis 70% oder 80% weit darüber.

In diesem Beitrag untersuche ich die Ursprünge des Frugalismus und erörtere die Gründe für das zunehmende Interesse an diesem Thema. Durch Rechenbeispiele verdeutlichen wir, welche Sparmethoden im Rahmen der Frugalität sinnvoll sind und geben grundlegende Tipps zum Frugalismus.

Was ist Frugalismus?

Frugalismus (vom englischen “frugal” = sparsam) ist ein Lebensstil, bei dem ein großer Anteil des Einkommens gespart wird, um früher in Rente gehen zu können. Das Hauptziel ist, langfristig und ausschließlich von privaten Ersparnissen und Rücklagen leben zu können, anstatt Reichtum anzuhäufen.

Frugalisten treffen bewusste Entscheidungen bezüglich des Konsums und investieren nur in Dinge, die sie benötigen oder guten Gewissens besitzen möchten. Erforderlich dafür sind nicht nur Verzicht und ein überdurchschnittliches Einkommen, sondern auch diversifizierte Investitionen. Das ersparte Geld wird kontinuierlich und möglichst gewinnbringend investiert, beispielsweise in diversifizierte ETF-Portfolios von Raisin Invest.

Frugalismus und Minimalismus. Wo ist da der Unterschied?

Obwohl Frugalisten finanzielle Unabhängigkeit anstreben, konzentrieren sich Minimalisten darauf, überflüssige Dinge aus ihrem Leben zu entfernen. Sie vermeiden es, materiellen Besitz anzuhäufen, der ihnen keinen Nutzen bringt. Vermögensaufbau ist auch im Minimalismus ein Thema, nimmt jedoch nicht die zentrale Rolle ein wie im Frugalismus.

Die Ziele des Frugalismus: Auf der Suche nach individuellem Glück und Freiheit

Frugalismus konzentriert sich hauptsächlich auf die Suche nach individueller Zufriedenheit durch finanzielle Unabhängigkeit. Moderne Frugalisten stellen sich daher immer wieder folgende zentrale Fragen:

  • Wie kann ich optimal und selbstbestimmt mit meinem Vermögen umgehen?
  • Bin ich zufrieden mit meiner täglichen Routine?
  • In welcher Form bereitet mir meine Arbeit Freude?

Menschen, die frugal leben, arbeiten oft in gut bezahlten Berufen, um schnellstmöglich privates Vermögen aufzubauen und früher in den Ruhestand treten zu können.

Die magische Zahl 40 taucht häufig auf: Viele Frugalisten möchten spätestens mit 40 Jahren in der Lage sein, ihren vorzeitigen Ruhestand aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, setzen sie auf hohe Renditen aus Kapitalanlagen, investieren große Summen in Aktien und andere Wertpapiere und halten ihre Ausgaben stets niedrig.

Frugalismus bedeutet jedoch nicht, untätig zu sein, sondern vielmehr die Freiheit zu haben, selbst zu entscheiden, was man tut. Ob es sich um ein Hobby, ehrenamtliche Arbeit oder Selbstständigkeit handelt – die erlangte finanzielle Unabhängigkeit ermöglicht es, das zu tun, was Freude bereitet und erfüllt. Daher sprechen die meisten nicht unbedingt von Ruhestand, sondern von finanzieller Freiheit.

Ist Frugal leben etwas für mich?

Mehrheitlich zählen Frugalisten zur gehobenen Mittelschicht. Das bedeutet konkret, dass viele von ihnen eine akademische Ausbildung absolviert haben und in entsprechenden Berufen tätig sind, wie zum Beispiel Juristinnen und Juristen oder Medizinerinnen und Mediziner. Sie verfügen über ein vergleichsweise hohes Einkommen, welches es ihnen ermöglicht, mindestens 30 % ihres monatlichen Einkommens zu sparen. Oft liegt dieser Anteil sogar noch höher, bei 50 % oder sogar 70 % bis 80 % des Nettoeinkommens, abhängig vom Verdienst.

Abhängig von der Höhe der monatlichen Sparquote lässt sich der Zeitpunkt des vorzeitigen Ruhestands relativ genau bestimmen. Einige Frugalismus-Anhänger erreichen ihre finanzielle Unabhängigkeit bereits nach 10 Jahren, andere benötigen 25 Jahre oder länger.

Wie viel Geld brauche ich beim Frugalismus?

Frugalisten wenden häufig die 4-%-Regel oder auch “Safe Withdrawal Rate” (SWR) an, die im Zuge der bekannten Trinity-Studie im Jahr 1998 entwickelt wurde. Diese Regel gibt Aufschluss darüber, wie groß das Vermögen sein sollte bzw. wie viel Geld für die Altersvorsorge zurückgelegt werden muss, um theoretisch nicht mehr arbeiten zu müssen.

Um diesen Betrag zu ermitteln, sollte eine genaue Summe der Ausgaben vorliegen, die durch die 4 % gedeckt werden können. Das bedeutet: Um vor der regulären Rente in den Ruhestand gehen zu können, benötigen Sie ein Startkapital, das 25-mal so groß ist (4 x 25 = 100 %) wie Ihre jährlichen Ausgaben.

Eine Beispielrechnung

Nehmen wir an, dass Sie jährlich 40.000 EUR ausgeben. Um nie wieder arbeiten zu müssen, benötigen Sie 25-mal diesen Betrag, also 1.000.000 EUR.

Eine alternative Version der 4-%-Regel basiert auf dem vorhandenen Vermögen: Angenommen, nach einem Jahr beträgt Ihr Vermögen 9.000 EUR. Von diesem Betrag entnehmen Sie 4 %. Dadurch verbleiben 8.640 EUR – der Mindestbetrag, der in der Sparanlage bleiben sollte. Die Differenz zwischen diesen beiden Werten beträgt in diesem Jahr 360 EUR, die entnommen werden können, ohne das benötigte Vermögen zu beeinträchtigen. Es wird angenommen, dass die vier Prozent im Laufe eines Jahres wiedererlangt werden können.

Je mehr in den Kapitalmarkt investiert wird, desto höher werden die Werte jedes Jahr. Wenn beispielsweise nach einigen Jahren 50.000 EUR in Wertpapieren angelegt sind, könnten Sie 2.000 EUR entnehmen.

Sparen mit Aktien

Anhänger des Frugalismus streben nach Wertsteigerung ihres Sparvermögens, indem sie den Großteil ihrer Gelder in risikodiversifizierende und thesaurierende Fonds oder ETFs (Exchange Traded Funds) investieren. Direktinvestitionen in Aktien sind ebenfalls möglich. Allerdings handeln Frugalistinnen und Frugalisten nicht spekulativ, sondern halten ihre Investitionen langfristig, um später von Zinseszinsen und Dividenden zu profitieren.

Sparen mit Tages und Festgeld

Im Frugalismus steht der Grundsatz im Vordergrund, Kosten möglichst gering zu halten. Da Aktien, ETFs und Fonds Schwankungen unterworfen sind und ein gewisses Restrisiko bergen, investieren Frugalistinnen und Frugalisten zusätzlich in bescheidenem Maße in Tagesgeld und Festgeld.

Tagesgeld und Festgeld bieten den Vorteil eines Sicherheitspuffers. Da alle privaten Einlagen bis zu 100.000 EUR pro Kunde und Bank EU-weit durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt sind, dienen diese Ersparnisse gewissermaßen als “Stabilitätsanker”. Alternativ entscheiden sich manche Frugalistinnen und Frugalisten für Sicherheit in Form von Staatsanleihen, Immobilien oder Rohstoffen.

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Vor- und Nachteile des Frugalismus

Eines steht fest: Die Zukunft der gesetzlichen Rente ist ungewiss. Daher ist es ratsam, sich frühzeitig Gedanken über den Ruhestand und die finanzielle Situation im Alter zu machen. Einige Menschen beginnen bereits in jungen Jahren intensiv darüber nachzudenken und sparen entweder einen kleinen Teil ihres Einkommens oder verfolgen den frugalen Lebensstil. Gerade der Ansatz von Frugalistinnen und Frugalisten kann als Vorbild dienen, um durch ausgeprägte Sparsamkeit zügig Vermögen aufzubauen.

Dennoch sollte dieses Konzept sorgfältig überdacht werden, denn auch wenn der Wunsch, mit 40 Jahren in Rente zu gehen, verlockend erscheint, müssen unkalkulierbare Risiken berücksichtigt werden. Beispielsweise sind Krankheit, Jobverlust, Familiengründung und andere unvorhersehbare Lebensereignisse in diesem Konzept nicht berücksichtigt. Zudem ist es keine Finanzstrategie für Menschen mit geringem Einkommen. Nur wer ein regelmäßiges Nettoeinkommen hat, kann mit etwas Disziplin in wenigen Jahren hohe Sparsummen erreichen. Trotz seiner Vor- und Nachteile bietet der Frugalismus einen interessanten Ansatz, um ein Bewusstsein für den sparsamen Umgang mit Geld und Ressourcen zu entwickeln und weiterzugeben.

Für diejenigen, die sich für den Frugalismus oder generell für den langfristigen Vermögensaufbau entscheiden, sind Anlagestrategien in breit diversifizierten Portfolios besonders geeignet. Darüber hinaus tragen Investitionen in Tages- und Festgeld dazu bei, Geld sicher anzulegen und Ersparnisse zu vermehren. Die Tages- und Festgeldangebote von WeltSparen unterstützen Sparerinnen und Sparer auf dem Weg zum Erreichen ihrer Sparziele.